Tisch der Nationen _ Bundesgartenschau 2023

Jamaika

Jamaika

Tobias Dingler, Larissa Dingler

Einen Stuhl für ein Land zu gestalten, welches man noch nie besucht hat, ist eine Herausforderung. Wir wagen den Versuch einer behutsamen Annäherung aus einem sehr persönlichen von unsrer Kultur geprägten Blickwinkel. Unsere Arbeit sehen wir daher eher als Widmung.

Quelle der Inspiration sind neben Informationen vor allem Bilder. Insbesondere durch Landschaftsaufnahmen versuchen wir eine farbliche Grundstimmung zu finden, welche in einem horizontalen Farbverlauf auf das Objekt „projiziert“ wird. Der Farbverlauf wird ergänzt durch wenige Details, welche aus unsrer Sicht markante Erscheinungen des dargestellten Landes sind.

An dem Land Jamaika fasziniert uns das im Sonnenlicht in unterschiedlichsten Farben erscheinende Wasser. Dies bildet die Grundlage für einen florierenden Tourismus, welcher durch den Bezug der Sitzfläche dargestellt wird: Strände und Palmen geraten in der Sicht der meisten Touristen zu einem stereotypen Muster. Den Gegensatz stellt das Zitat einer Rasta Mütze in der Rückenlehne dar. Die Gruppe der Rastafari bildet zwar nicht die komplexe Gesamtheit der Nachkommen der erzwungenen Zuwanderer ab, prägt aber das Bild dieses Landes in der Wahrnehmung überproportional. Die Gestaltung ist in ihrer gegensätzlichen Ästhetik somit als Frage zu verstehen: Lassen wir uns von Klischees blenden? Die Nationalflagge ist dezent auf der Vorderseite und Rückseite der Stuhllehne platziert.

Als industrielles Produkt unserer europäischen Kultur hat der Stuhl in seiner Form in diesem Zusammenhang keine Aussagekraft. Er spielt hier eher die Rolle einer Leinwand. Das gesamte Dekor ist folglich frei Hand gemalt. Eine abschließende Lackierung bietet einen bedingten Schutz der Bemalung, dennoch ist der Stuhl nicht für den alltäglichen Gebrauch gedacht.


Foto: Herbert Geiger © BdK2023