Tisch der Nationen _ Bundesgartenschau 2023

Nauru

Nauru

Regine Weimar

Ich liege im Pazifik, gehöre eigentlich zu den Marshalls-Inseln und bin die kleinste existierende Republik. Bezüglich meiner Einwohnerzahl und Fläche, zählt man mich zu dem drittkleinsten anerkannten Staat der Welt.
Schon einmal von mir gehört, ja?

In den 70-ziger Jahren machte die Insel große Schlagzeilen, da sie in kürzester Zeit zur reichsten Insel der Welt wurde!
1900 kam es zur Entdeckung riesiger Phosphatvorkommen, entstanden durch den hinterlassenen Kot von Seevögeln auf Kalksteinen.
Verwendung fand das kostbare Phosphat als „Nauruit“, das als Dünger in alle Länder der Welt exportiert wurde.
Der Kolonialismus und die folgenden zwei Weltkriege verhinderten jedoch, dass die Bevölkerung an diesem Reichtum Teilhabe erfuhr.
Erst 1968 wendete sich schlagartig das Blatt, als die Unabhängigkeit der Insel erkämpft wurde. Der Phosphatabbau bescherte den Inselbewohnern in kürzester Zeit fast unendlichen Reichtum.
Innerhalb von nur 30 Jahren wurde das über Jahrhunderte gewachsene „weiße Gold“ fast komplett abgebaut.
Das schnelle Wachstum veränderte die Lebensweise der Einheimischen fundamental und nachhaltig.
So schnell wie die Insel reich wurde, so schnell verfiel sie wieder der Armut – ein menschengemachter Alptraum.
Trotz neu entdeckter, geringfügiger Phosphat Vorkommen in den Tiefen, leidet die Insel noch heute an den Folgen.
Von dem Phosphatabbau zurückgeblieben sind auf der nur 21 Quadratkilometer großen Insel unzählige karge Mondlandschaften mit einer zerstörten Flora und Fauna. Der Bevölkerung, wurde zur Bequemlichkeit erzogen, es gab keinen Anlass, zu arbeiten. Weiterbildung wurde nicht gefördert.
Die Folgen sind Überernährung und weitere Zivilisationskrankheiten. Heute werden Gesundheitsprogramme angeboten und der Eigenanbau von Nahrungsmitteln unterrichtet, um die Insel vom Import unabhängig zu machen, aber auch, das gesündere Leben fördern.

Die Geschichte von Nauru zeigt wie durch ein Brennglas die zentrale Entwicklung des 19. und 20. Jahrhunderts. Die Gier des Kolonialismus, das Grauen der zwei Weltkriege und die Ambivalenz der Globalisierung, sprechen neben der menschlichen Tragödie ihre eigene Sprache.

Material: Acrylfarbe, Holz, Beton


Foto: Herbert Geiger © BdK2023